blanq Honorary Horseman
Ralf Zauner
Ralf Zauner
”Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen: die modernste Arbeitsmaschine der Welt: Das Pferd. "
"Ladies and gentlemen, may I introduce: the most modern working machine in the world: the horse. "
Ralf Zauner/ Honorary Horseman
Ralf Zauner 11.09.1965 - 22.10.2015
Ein großer Pferdemann ist viel zu früh, nach langer schwerer Krankheit, im Alter von nur 50 Jahren von uns gegangen.
Ralf war in den Jahren 2004-2009 prägender Einfluss, Freund, Lebenspartner, Lehrer und Lebenslehrer für mich.
Unermüdlich setzte er sich für den Einsatz der Pferde in Land- und Forstwirtschaft ein.
Er erklärte mir immer wieder Zusammenhänge von Naturkreisläufen und Naturkräften und den „Takt“ der Pferde und der Natur, der nämlich in der Regel wesentlich ruhiger bzw. langsamer ist, als es viele vermeintliche Schnelldressuren oft glauben. In der Ruhe liegt also die Kraft und das Pferd gibt das Tempo vor, denn alles andere nützt uns reichlich wenig, wenn wir wirklich miteinander arbeiten wollen.
Ralfs Pferde haben freiwillig und gerne mitgearbeitet. Auf den rheinisch-deutschen Hengst Vulkan, mit dem Ralf sehr verbunden war, war er immer besonders stolz. Das Pferd hat die meiste Arbeit „alleine“ gemacht, sei es im Wald, auf dem Feld, oder bei der Einarbeitung junger Pferde.
Auch wenn Ralf mit Schulterherein und Traversalen nichts anfangen konnte, hielt er mir immer wieder den Spiegel vor, wenn ich „frustriert“ vom Training zurückkam, wenn etwas mit Arthur nicht klappte. Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind und in kleinen Schritten voran zu gehen, das ist schwer. Ich hatte noch viel zu lernen. Und Ralf merkte in seiner ruhigen Art einfach intuitiv, daß ich nicht ganz bei mir und meinem Pferd, sondern eher egoistisch unterwegs war und „nur eine Lektion“ wollte und damit natürlich meine Freundschaft mit Arthur unter Spannung setzte.
Seine Pferde sprachen für sich. Ralf selbst war es nie wichtig, sich in Person dar-, geschweige denn in den Vordergrund zu stellen. Es ging ihm stets um die Sache. Seine Pferde waren seine Freunde und Mitarbeiter. Das Team konnte sich immer aufeinander verlassen. Mit Ruhe, Konsequenz und Zielstrebigkeit, pflegten und ernteten wir mit den Pferden gemeinsam das Heu oder die Kartoffeln. Den Takt gaben die Pferde und das Wetter vor.
Ralf war Eins mit seinen Pferden und liebte, was er tat. Mit vollem Einsatz ließ er sich nicht beirren, weder von konventionellen Denkern, vorallem aber nicht von Menschen, die ihren Tag mit Dingen verbringen, die sie gar nicht mögen. Er sagte immer: „Und dann kommen sie nach Hause und wissen nix mit sich anzufangen.“
Er vermittelte mir immer, daß das Leben viel zu kurz sei, um seine Träume nicht zu leben. Seine feste Überzeugung war es, daß die Menschen auch zukünftig nicht auf das Arbeitspferd verzichten werden können, denn das Pferd ist seit jeher die Kraft und Überlebenskraft des Menschen. Es braucht die Ökologie, um unseren Planeten zu erhalten.
Ralf hat viele Menschen positiv durch sein „Anderssein“ beeinflusst. Ich bin dankbar dafür, seine Lehre 5 Jahre lang eingetrichtert bekommen zu haben.
Für manche war Ralf ein „Spinner“. Er selbst bezeichnete sich sehr bescheiden als „Fuhrmann“ und als „Querdenker“. In meinen Augen war er seiner (bzw. unserer Zeit) weit voraus.
Ralfs Geist ist ein wesentlicher Teil von blanq. Es geht um das Pferd selbst, das dem Überleben der Menschheit seit Jahrhunderten dient und das nicht einfach so zur Selbstverherrlichung benutzt werden sollte. Bodenständigkeit und Wahrhaftigkeit und echte Freundschaft mit dem Pferd, um ein gutes Team zu bilden, das ist die größte Lektion in allen Lektionen.
Ralf`s Tod war einer von weiteren Gründen, warum ich mich in der Folgezeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen musste, mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren musste, auf mich selbst und meinen ganz persönlichen Weg und meine Familie.
Auch ihm zu Ehren setze ich mich dafür ein, die Grundlagen aller Grundlagen zu unterrichten, ja, mehr sogar noch: sie vehement zu verteidigen.
Vielleicht war unsere Begegnung sogar „nur“ dazu da: mir einen gehörigen Stempel aufzudrücken, dieses Wissen dem Pferd zur Ehre, gerade in der Reiterei, nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dieses Wissen weiter zu geben.
Die Videos zeigen Ausschnitte aus unserer ersten gemeinsam organisierten Veranstaltung im Jahr 2007.
Wir konnten schwer einschätzen, wieviele Besucher tatsächlich kommen würden. Backstage lugten wir immer wieder zur Tribüne, in der Hoffnung, daß außer unseren Helfern, überhaupt jemand kommen würde. Im Laufe der ersten beiden Shownummern füllte sich die Halle jedoch immer mehr, so daß die Halle fast aus allen Nähten platzte. Um die 600 Besucher fanden den Weg nach Nieder-Florstadt, um uns mit unseren 4 Kaltblutpferden zu sehen.
Das Highlight der Veranstaltung bildete unser sehr besonderes "Pas de Deux Kutsche-Damensattel", dessen Choreografie wir vorher gemeinsam ausgearbeitet, die Inhalte aber nur zwei Mal geprobt hatten. Mehr Zeit gab unser Alltag dafür einfach nicht her ;)
Einen Artikel zu Ralf`s Gedenken und seinen Einsatz für die Arbeitspferde in Land-und Forstwirtschaft von Peter Herold, Interessengemeinschaft Zugpferde (IGZ) , findet ihr
hier.
Vielen Dank, Peter
Sandra